Selbstverständlich meint man wenigstens eine Urlaubsreise, zumindest aber einen Wochenendausflug, wenn man ganz klassisch von einem „Tapetenwechsel" spricht. Noch klassischer ist es allerdings, zuhause zu bleiben und den Tapetenwechsel sprichwörtlich selbst vorzunehmen. Der bleibt wenigstens, wenn man wieder nach Hause kommt.
Tapete an der Wand ist der neue/alte Trend. Innerhalb eines Nachmittags kann man einen ganzen Raum völlig neu gestalten, vorausgesetzt man weiß, wie es geht. Glücklicherweise seid ihr bei uns gelandet. Wir zeigen es euch!
Keine Angst vor Mustern! Zuerst räumen wir mal mit einem gängigen Vorurteil auf. Es wird nämlich gerne behauptet, großflächige Muster würden einen Raum unruhig wirken lassen und dürften, wenn überhaupt, nur in großen Räumen verwendet werden. Das ist natürlich Unsinn. Erlaubt ist, was gefällt! Wer lieber erstmal die Probe aufs Exempel machen will, heftet einen Musterstreifen der Lieblingstapete an die Wand und guckt sich das ein paar Tage lang an. Wenn man das Muster dann immer noch toll findet – go for it!
Das Zuschneiden und Kleben von Mustertapeten ist ein bißchen tricky, denn sie haben einen Rapport. Aber Ihr findet auf der Tapetenrolle die entsprechenden Hinweise zum Ansetzen der Bahnen, damit am Ende alles einheitlich aussieht und das Muster nicht an den Kanten der einzelnen Bahnen verrutscht. Später mehr dazu. Die Mustertapete aufzubringen gehört nämlich schon zur Kür, davor kommt erstmal die Pflicht!
Zuerst die Party! Etwas Vorbereitung ist notwendig. Die alte Tapete sollte nicht übertapeziert werden, sondern muss runter. Dann kann man auch gleich Unebenheiten ausgleichen und Löcher verschließen. Und nicht vergessen die Fußleisten zu entfernen. Wir finden, diese Vorarbeit ruft geradezu laut und vernehmlich nach einer Tapeten-Abreiß-Party! Und die geht so: Die besten Freunde einladen, darauf hinweisen, dass es schmutzig wird und für jeden ein paar Arbeitshandschuhe, Unmengen Pizza, Bier und Wein bereitstellen und los geht ́s!
Und nun zur Kür. Ist das erledigt, wird es klebrig. Wir empfehlen an dieser Stelle unbedingt einen Tapeziertisch aufzustellen. Nach dem Ausmessen der Wände geht es nämlich schon los mit dem Einkleistern der Tapete. Nicht zu wenig Kleister anrühren und nicht zu dünn. Und dann nicht zu dick auftragen, wie immer im Leben.
Alles klar?
Ecke an Ecke. Jede erste Bahn einer neu zu tapezierenden Tapete mit einer Wasserwaage ausloten, dann wird sie schön senkrecht und jede Bahn, die danach folgt, logischerweise auch. Jetzt immer Ecke an Kante und Stoß auf Stoß.
Die Tapete abschließend mit einer Bürste am oberen Rand an der Wand andrücken und nach unten glattstreichen. Überstehende Tapete unten einfach mit einem scharfen Messer abschneiden. Nun solltet ihr fertig sein, vorausgesetzt ihr habt ausreichend Tapetenrollen gekauft!
Nicht zu viel und nicht zu wenig. Damit ihr nicht doch am Ende in einem halb fertigen Zimmer sitzt, hier noch ein paar Überlegungen zum Bedarf: Die Standardrolle einer Tapete misst 0,53 x 10,05 Meter, eine Rolle reicht also für fünf Quadratmeter Wandfläche, jedenfalls nach Adam Riese. Wenn ihr jede Wand eines Raumes in der Breite messt und die Ergebnisse addiert, habt ihr den Raumumfang. Raumumfang mal Raumhöhe geteilt durch fünf ergibt die benötigte Anzahl der Tapetenrollen.
Mustergültig. Und wie geht das jetzt mit dem Muster??? Neben dem Verschnitt muss beim Kleben auch der Rapport bedacht werden. Das ist die Höhe jedes einzelnen Musters. Tatsächlich wiederholt sich das Muster nämlich nicht nur auf jeder Bahn, sondern die einzelne Bahn hat eine eigenen Ordnung, in der sich das Muster mehrfach wiederholt, und zwar nicht nebeneinander, sondern unter-, bzw. übereinander. Die Höhe des einzelnen Musters ist meist auf dem Etikett der Tapetenrolle zu finden, die gängige Höhe ist 53 cm. Und wenn ihr jetzt denkt, die Zahl 53 hättet ihr schon in einem anderen Zusammenhang gehört, dann denkt Ihr richtig! Die Breite einer Tapete ist nämlich auch 53 cm, so dass ein Musterbild quadratisch ist. Im Idealfall. Es gibt aber auch andere Rapportgrößen, also aufgepasst!
Was ist mit dem Versatz und was ist das eigentlich? Ausserdem kommt noch der Versatz hinzu, der will auch berücksichtigt werden, spielt aber nur eine Rolle bei Mustern, die nicht glatt quer verlaufen, sondern in der Höhe versetzt sind (daher Versatz!).
In so einem Fall ist jede zweite Bahn im Wechsel identisch. Und weil mit Rapport und Versatz doch noch ein bisschen was zusammenkommt, was eventuell zusätzliche Tapete erfordern könnte, solltet ihr auf jeden Fall immer eine Rolle mehr im Haus haben, als eure Bedarfsrechnung ergeben hat. Das gilt auch für einfarbige Tapeten, denn Verschnitt kommt auch beim besten DIY-Tapezierer manchmal vor!
Oder doch lieber uni? Da wir gerade einfarbige Tapeten erwähnt haben: Die sind auch richtig schön, einfacher zu handhaben und mit einer unendlichen Auswahl an Farbenvielfalt zaubern sie ebenfalls im Nu eine neue Stimmung in Eure Räume. Am liebsten in eurer Lieblingsfarbe!
Wer sich ein bißchen mit Farbenlehre auskennt, kann hier sogar richtig was bewirken. Vor allem aber gilt: helle Farben lassen Räume größer und großzügiger wirken.
Alle Bilder: Rivièra Maison
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